Ten years after – Geführte Chirurgie und Sofortbelastung nach zehn Jahren
4. Mai 2018
Autor: Dr. Maurice Thoneick, www.dres-thoneick.de
Die Einführung der computer- bzw. schablonenassistierten Implantation führt zu größerer Präzision und potenziell zu einer geringeren Morbidität für den Patienten. Diese Annahme wird aber erst durch jüngste Daten bestätigt. Entwickelt und in Fallserien veröffentlicht wurde die innovative Technik in den 90er Jahren von einer Gruppe von Wissenschaftlern der Universität Leuven / Belgien (van Steenberghe et al. 1993 – 1996). Die hier erzielten Überlebensraten unterschieden sich nicht von den Daten, die man aus anderen Studien kannte. Erst Daten (Vercruyssen et al. 2015) derselben Gruppe aus dem Jahr 2015 zeigten im Vergleich zu manuell inserierten Implantaten eine Überlegenheit in der Präzision. Der hier beschriebene Fall soll darstellen, dass diese Methode prinzipiell zum Langzeiterfolg führen kann und eine prothetisch ausgerichtete Implantologie ermöglicht.
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Material und Methode
Der Patient war zum Zeitpunkt der Implantation ein 76-jähriger Nichtraucher mit einer unauffälligen Anamnese. Die letzten Zähne wurden vier Monate (Abb. 1) vor Implantation entfernt und es wurde entschieden, die Implantate mithilfe der Nobel Guide Software (Nobel Biocare) zu planen und zu inserieren. Dem Protokoll des Herstellers folgend fertigten wir eine Scanschablone an und führten einen DVT-Doppelscan (orangedental) durch. Wir planten für diesen Patienten im Oberkiefer eine All-on-6 und im Unterkiefer eine All-on-4 Versorgung, um den Patienten sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer sofort versorgen zu können. Als Basis für die Planung standen die zuvor hergestellten totalen Prothesen zur Verfügung. Diese wurden am Tag der Operation zu einer festen Kunststoffbrücke umgebaut.
Der Eingriff erfolgte unter Sedierung und lokaler Anästhesie und wurde in einem sterilen Operationsraum durchgeführt. Der Patient wurde steril abgedeckt, die Haut und Schleimhaut antiseptisch behandelt. Die Insertion der Implantate erfolgte gemäß des Nobel Guide Protokolls für NobelReplace Implantate (Nobel Biocare). Bei allen Implantaten konnten wir eine insertion torque von 35 Ncm erreichen. Im Unterkiefer mussten Gewinde vorgeschnitten werden (Abb. 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8).
Die Prothesen wurden zuvor im Labor entsprechend der Bohrschablonen so modifiziert, dass diese als Abformlöffel dienen konnten. Die Abformpfosten wurden so gekürzt, dass der Patient zubeißen konnte um die Okklusion zu gewährleisten. Als Abformmaterial nutzten wir ImpregumTM (3M Espe). (Abb. 9, 10, 11).
Zur Umarbeitung der Prothesen wurden erneut Modelle hergestellt. Darauf wurden die fertigen Kunststoffprovisorien angefertigt. Die provisorische Versorgung und Belastung der Implantate erfolgte noch am selben Tag (Abb. 12, 13, 14, 15, 16, 17).
Der Patient wurde angewiesen, dreimal täglich mit Chlorhexidin zu spülen und die häusliche Mundhygiene vorsichtig durchzuführen. Schmerzmittel sollten nur nach Bedarf eingenommen werden. Auf eine Antibiose wurde verzichtet. Über einen Zeitraum von sechs Wochen planten wir eine wöchentliche Kontrolle zur Unterstützung der Mundhygiene ein. Außerdem wurde über denselben Zeitraum weiche Kost verordnet. Der postoperative Verlauf war unauffällig. Es traten weder eine Schwellung noch Schmerzen auf.
Die Abdrucknahme für den definitiven Zahnersatz wurde drei Monate postoperativ durchgeführt. Auch hier wurden beide Kiefer mit ImpregumTM (3M Espe) abgeformt und eine Procera® Implant Bridge (Nobel Biocare) aus Titan mit Kunststoffverblendung hergestellt (Abb. 18, 19, 20, 21, 22, 23)
Alle drei bis vier Monate wurde ein Nachsorgetermin angesetzt. Die Brücken wurden nie zur Reinigung entfernt. Im Verlauf der Nachsorge stellte sich der Patient noch fünfmal vor, um eine Facette im Oberkiefer wiederherstellen zu lassen. Zu diesem Zweck wurde die Brücke abgeschraubt, alles gesäubert, der provisorische Zahnersatz eingesetzt und die Procera® Implant Bridge (Nobel Biocare) im Labor repariert. Außerdem stellte sich ein ausgeprägter Bruxismus ein (siehe OK / UK Front / zehn Jahre postoperativ), weshalb wir beschlossen, eine palatinale Metallverstärkung hinter den Oberkieferfrontzähnen einzusetzen (Abb. 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30).
Fazit
Auch zehn Jahre nach der Versorgung erscheinen die Implantate stabil und das periimplantäre Knochenniveau zeigt sich unverändert zur Ausgangssituation. Es sei anzumerken, dass die posterioren Implantate epigingival inseriert wurden (siehe post op drei Monate). NobelReplace Implantate sind mit der TiUnite Oberfläche bis zum Hals beschichtet. In diesem Fall schien dies aber keinen nachteiligen Effekt gehabt zu haben. Anzumerken ist, dass die initiale Planung in der Software den Implantathals auf Höhe des Alveolarknochens vorsah. Die Ursache liegt wahrscheinlich in einem Fehler während der Behandlung begründet, welche ein ungenaues Platzieren des Implantates und eine nachfolgende Rezession zur Folge hatte. Positiv zu bewerten sind die idealen Vorraussetzungen durch einen guten allgemeinen Gesundheitszustand, gute Mitarbeit, kein Rauchen, ausreichend dimensionierter Knochen und keine finanzielle Einschränkung. Diese haben wesentlich zum günstigen Verlauf des Falles beigetragen. Weiterhin bedeutet die computerassistierte Planung und schablonengeführte Implantatinsertion zwar per se eine Vereinfachung während des Eingriffs, der planerische, apparative und finanzielle Aufwand steigt aber präoperativ.
Quelle: „Erstveröffentlichung: © ddm – digital dental magazin, 01/2017, flohr new media, Rottweil“