Nobel Biocare VIP-Event der Region West in Barcelona
24. September 2013
Nach den Sommermonaten startete der September mit einer Vielzahl dentaler Fortbildungsveranstaltungen und Symposien. Die Nobel Biocare Deutschland GmbH holte für ihre Kunden den Sommer noch einmal zurück. Das VIP Event der Region West fand in diesem Jahr in Barcelona statt. Viele Kunden waren angereist, um ein ausgewähltes Fortbildungsprogramm mit hochkarätigen Referenten zu erleben.
20. September 2013
Der erste Seminartag begann um 8.30 Uhr mit der Begrüßung der anwesenden Gäste durch Marion Heiting, Regionalleiterin der Region West, Gönül Kayan, Projektkoordinatorin Fortbildung & Veranstaltung, Thomas Stahl, Leitung Marketing & Projektmanagement D-A-CH und Michael Studer, Geschäftsführer Schweiz & Österreich & Vertriebsleiter D-A-CH. Michael Studer zeigte sich erfreut über die rege Beteiligung und begrüßte das Interesse der anwesenden Implantologen und Zahntechniker am fachlichen sowie kollegialen Austausch.
„Sofortimplantation und Sofortbelastung – chirurgische Aspekte für eine optimale Prothetik“, Dr. Bernhard Drüke, Implantatzentrum Münster
Im Rahmen seines sehr praxisorientierten Vortrages berichtete Dr. Bernhard Drüke, Fachzahnarzt für Oralchirurgie im Implantatzentrum Münster, den anwesenden Kollegen über seine implantologischen Erfahrungen im Fall einer sofortigen implantologischen Versorgung. Anhand mehrerer Fallbeispiele (Einzelzahnversorgungen im Frontzahnbereich, Versorgungen von Freiendlücken im Seitenzahnbereich sowie die Versorgung komplett zahnloser Kiefer) zeigte Dr. Drüke selbstkritisch unterschiedliche Vor- und Nachteile sowie auch Risiken des Verfahrens auf. Resultierend aus seinen Erfahrungen reflektierte er unterschiedliche Ursachen und Kriterien, wie bspw. die Nachteile einteiliger Implantate, ungünstige Knochenverhältnisse, anatomische Analysen oder den Zustand des Weichgewebes, um zukünftigen Fehlern entgegenzuwirken und optimalere Langzeitergebnisse erzielen zu können.
„Marktwert der Praxis bestimmen und definieren“, Martina Wiesemann, seit 1995 im Abrechnungsservice und als Beraterin und Trainerin im Bereich Praxismanagement tätig
Der Vortragstitel versprach viel und hätte sicherlich thematisch mehrere Seminartage füllen können. Mehr Konkurrenz, mehr Wettbewerb machen es notwendig von außen auf die Praxis schauen. „Was sind meine Ziele und Visionen?“, „Wie binde ich meine Patienten langfristig?“, „Welche Qualitätskriterien sind hierfür notwendig?“, „Wie setze ich mich gegenüber von Billiganbietern durch?“ waren nur einige Fragen, die Frau Wiesemann zu Beginn ihres Vortrages in den Raum stellte. Welche Kriterien bedingen nun den Erfolg einer Praxis? Das Erscheinungsbild der Praxis beim Empfang, die Art und Weise der Patientenkommunikation und das Gestalten von Wartezeiten sind nur einige Voraussetzungen, die hier benannt wurden. Am Ende des Vortrages von Frau Wiesemann stand zumindest ihrer Meinung nach fest, der Marktwert einer Praxis definiert sich über den behandelnden Implantologen und sein Team. Damit hat Martina Wiesemann mit Sicherheit nicht unrecht, aber mir scheint hier nicht nur eine Betrachtungsweise in Vergessenheit geraten zu sein. Allein die Aussage, nur 20% der Bevölkerung nutzen das Internet, um sich über die Zahnarztpraxis zu informieren, ist wohl eher etwas sehr weit hergeholt, wenn man bedenkt, dass laut der aktuellen ARD/ZDF Online-Studie 77,2% der Erwachsenen ab 14 Jahren online sind und im Schnitt knapp 2 Stunden und 50 Minuten pro Tag im Netz verbringen. Die Zahl der mobilen Internetzung hat sich im Vergleich zum Vorjahr sogar verdoppelt. Hier bedarf es sicherlich einer zukünftigen Ergänzung des Vortrages.
„Vollkeramische Restaurationen auf Implantaten einmal kritisch betrachtet“, Dr. Stefan Reinhardt, Implantatzentrum Münster
Im Kontext eigens zusammengestellter Studien diverser implantologischer Experten betrachtete Dr. Stefan Reinhardt das zeitgleich innovative, aber auch immer wieder kontroverse Anwenden unterschiedlicher vollkeramischer Systeme bei der Herstellung von vollkeramischen Kronen und Brücken mit dem CAD/CAM System. Seine eigenen Erfahrungen band er anhand praxiseigener klinischer Fallspiele in seine Ausführungen ein und sprach dabei unterschiedliche Problemsituationen an: „Welche Standards können wir mit welchen uns zur Verfügung stehenden Mitteln und unseren bisher gesammelten Erfahrungen halten?“ oder „Was sind die Ursachen der Frakturen von Zirkongerüstbrücken?“ waren nur einige Fragestellungen, welche Dr. Reinhardt dazu bewegten, seine eigenen Erfahrungen in der Verwendung mit der NobelProcera® Technik im Zeitraum von 2005 bis 2012 zu sammeln und aus den gewonnenen Ergebnissen ein neues Konzept für seine Praxis zu entwickeln. Hier darf man gespannt bleiben, welche Langzeitergebnisse Dr. Reinhardt aus dieser Neukonzeption gewinnen wird.
„Zygomatic Implants: from the origins to the current concepts“, Dr. Carlos Aparicio-Magallón, Clínica Aparicio-Plenido, Barcelona
Außergewöhnlich und speziell gestaltete sich der Vortrag von Dr. Aparicio-Magallón, der die Notwendigkeit der Indikation mit Zygoma-Implantaten bei geringem Knochenangebot aufzeigte. Dr. Aparicio-Magallón war schon an der Entwicklungsphase der Zygoma-Implantate seitens Per-Ingvar Brånemark beteiligt, bevor 1995 das Zygoma-Implanat als offizielles Produkt der Nobel Biocare Deutschland GmbH auf dem Dentalmarkt etabliert wurde.
Die Geschichte der Zygomaimplantate von ihrer Entstehung bis zum heutigen Tag hat Dr. Aparicio-Magallón in Zusammenarbeit mit Director Prof. Dr. Josep Maria Potau Ginés in einer Thesis mit dem Titel „Zygomatic implant based oral rehabilitation. The state of the art and proposed criteria for success“ niedergeschrieben. Der Erlös des Buches kommt einer Stiftung zugute.
„Die zahnärztliche Aufklärung und Dokumentation“, Eberhard Weber, Fachanwalt für Medizinrecht, Waiblingen
Am Ende des ersten Seminartages drehte sich alles gänzlich um die Thematik „Alles was Recht ist“. Fachanwalt für Medizinrecht Eberhard Weber aus Waiblingen sprach in seinem Vortrag ein brisantes und wichtiges Thema im zahnärztlichen Praxisalltag an. Eberhard Weber stellte die Notwendigkeit unterschiedliche Varianten von Aufklärungsmodalitäten in der Zahnarztpraxis, wie bspw. die der Risikoaufklärung, der therapeutischen und der wirtschaftlichen Aufklärung, dar. Er erläuterte in welchem Umfang diese vom Zahnarzt vorgenommen und laut Gesetzbuch dokumentiert werden müssen. Je komplexer und schwieriger sich ein zahnmedizinischer chirurgischer Eingriff gestaltet, desto wichtiger ist eine vollständige und gut dokumentierte Aufklärung.
Ausklang fand der Freitag nach einer bunt bebilderten Stadtrundfahrt, auf der sich Barcelona von seinen schönsten Seiten zeigte, im Restaurant „Can Travi Nou“ am Rande der Stadt. Kulinarischer Genuss, spanische Rituale und gemeinsame Gespräche gaben dem ersten Fortbildungstag einen schönen Abschluss.
21. September 2013
Der zweite Tag des VIP-Events startete nach einem Abend kollegialen Austausches und einem ausgiebigen Frühstück am Morgen etwas später mit dem Seminarprogramm. Mit einem Verweis auf das Nobel Biocare Symposium 2014 in München begrüßte Marion Heiting die anwesenden Kunden und den ersten Vortragsredner Dr. Bernd Quantius.
„5 Jahre Erfahrung mit dem All-on-4® Konzept – Ergebnisse aus der Praxis“, Dr. Bernd Quantius, Mönchengladbach
„Erfahrung ist die Summe all unserer Irrtümer!“ – Mit diesem Zitat eröffnete Dr. Quantius aus Mönchengladbach seinen Vortrag. Anhand vieler individueller Fallbeispiele, die er mittels Fotografien und Videos präsentierte, teilte er seine langjährigen Erfahrungen mit dem All-on-4® Konzept mit den anwesenden Kollegen, die im Anschluss auch in einen regen Diskussionsaustausch einstiegen. Individuelle Situationen sowie Möglichkeiten verschiedener Indikationen und variabler Versorgungsmöglichkeiten wurden diskutiert. Beweis dafür, dass so manche Frage in der Wiederholung immer mal wieder eine andere Antwort verlangen darf.
„Augmentationsvermeidende Implantatstrategie durch Zygomaimplantate – Indikation und Technik“, Dr. Dr. Alfons Eißing, Lingen
Dr. Dr. Alfons Eißing, einer der wenigen Experten deutschlandweit in der Anwendung von Zygoma-Implantaten, stellte seine, seit 1995 getätigten Erfahrungen mit diesem speziellen Implantatsystem den anwesenden Zuhörern vor. Neben dem Erklären verschiedener OP-Techniken (extramaxillär, maxillar sowie der Stella Technik) präsentierte er diverse Fallbeispiele aus seiner Praxis und berichtete von seinen Erfahrungen auf dem Gebiet der spezialisierten Anwendung im Rahmen des All-on-4® Konzeptes mit einhergehender Sofortbelastung. Die Vortragsteilnehmer zeigten sich rege interessiert an den innovativen Möglichkeiten, welche sich durch die Anwendung dieses besonderen Implantats ergeben.
„Handwerk oder Kunst? Einfluss der Patientenführung auf den Therapieerfolg“, Dipl.-Psych. Martin Simmel, Regensburg
Dipl.-Psych. Martin Simmel zeigte den Zuhörern relevante Aspekte in der Patientenführung auf. Anhand verschiedener Beispiele drehte Martin Simmel die Sichtweise auf den Patienten in eine andere Richtung.
- Wie können wir uns in den Patienten hineinversetzen?
- Wie erlebt der Patient die Welt? Welche Emotionen und Gefühle drückt er aus?
- Welche Werte will der andere schöpfen? Was ist ihm/ihr wirklich wichtig?
Fragen die anregten: zum Nachdenken und vielleicht auch zur Reflexion des eigenen Ich‘s. Durch seine jahrelange Erfahrung in der Wissenschaft und der Kunst im Umgang mit dem Patienten, erläuterte er bildhaft und unterhaltsam, wie man die emotionale Intelligenz systematisch entwickeln, weiterentwickeln und all dies in der täglichen Praxis umsetzen kann.
Im anschliessenden Workshop waren alle Teilnehmer zum aktiven Mitmachen aufgefordert. Das Thema „Charisma der Patientenführung“ ging dem Umgang mit den Patienten und deren Angehörigen sowie mit den Praxismitarbeitern auf den Grund. Kann man Charisma lernen? Martin Simmel sagt JA und zeigte den Anwesenden WIE! Denn neben dem medizinischen Können ist vor allem die emotionale Intelligenz eine Schlüsselkompetenz für den beruflichen wie auch den privaten Lebenserfolg eines Menschen. Das gilt natürlich auch und besonders für Menschen in medizinischen Berufen. Diese Schlüsselkompetenz macht den beruflichen Erfolg aus – im Umgang mit uns selbst und unseren Patienten.
Nach einem individuellen Streifzug durch das vorabendliche Treiben der Stadt, fanden sich alle Teilnehmer noch einmal auf dem Sonnendeck des Hotel CONDES zusammen. In einem Punkt waren sich alle einig: nach Lissabon, Istanbul und Barcelona ist der Wunsch nach einer wiederholten Begegnung nicht zu verneinen. Und so bleiben wir gespannt auf die Auswahl des Ortes, neue Themen und vorfreudig auf ein Wiedersehen 2015!

Fotos © Marco Sensche