„Innenverbindung ist das Herzstück“

7. September 2018

Quelle: DZW Orale Implantologie 3-2018 

NobelPearl: Prof. Dr. Stefan Holst zum neuen Keramikimplantatsystem von Nobel Biocare

Im vergangenen Herbst hatte Nobel Biocare die Kooperation mit Dentalpoint bekannt gegeben und den Einstieg in den Markt für Keramikimplantate annonciert. Auf der EuroPerio9 hat das Unternehmen jetzt dem Fachpublikum sein Keramikimplantatsystem NobelPearl präsentiert. Die Eckdaten: zu 100 Prozent metallfrei und zweiteilig verschraubbar. Was das NobelPearl ausmacht und was er Skeptikern sagt, erläutert Prof. Dr. Stefan Holst, Vice President Global Research, Products & Marketing im DZW-Interview.

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„Zweiteilige Keramikimplantatsysteme: bekannte Herausforderungen oder neue Chancen?“
Univ.Prof. DDr. Werner Zechner und DDr. Polina Kotlarenko

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Prof. Dr. Stefan Holst, Vice President Global Research, Products & Marketing

Schon in der Anfangszeit der oralen Implantologie gab es Versuche, dentale Implantate aus Keramik zu entwickeln; dann wurde es ruhiger um das Thema. Jetzt erlebt das Thema metallfreie Implantologie auf breiter Ebene eine Renaissance. Woran liegt das?

Prof. Dr. Stefan Holst: Aufgrund des technologischen Fortschritts im Bereich der Materialen sowie Produktionsmethoden können heute zuverlässige Keramikimplantate hergestellt werden. Fast noch wichtiger ist die steigende Patientennachfrage. Dem Megatrend „Gesundheit“ folgend, wählen Patienten mittlerweile Produkte und Behandlungen viel bewusster aus. Metallfreier Zahnersatz deckt dieses Bedürfnis ideal ab.

 

Bislang haben vor allem die einteiligen Implantate das Keramiksegment dominiert – Knackpunkt bei den zweiteiligen war immer die mechanisch belastbare Innenverbindung. Wie haben Sie das Problem gelöst?

Holst: Die Innenverbindung ist tatsächlich das Herzstück des Implantatsystems und eine technische Meisterleistung. Dank der metallfreien, karbonfaserverstärkten Vicarbo-Schraube konnte die Verbindung so entwickelt werden, dass nur okklusale Kräfte vom Abutment auf das Implantat übertragen werden, während die lateralen Kräfte von der Schraube aufgenommen werden. Die Verwendung von karbonfaserverstärktem Hochleistungskunststoff ist eine absolute Neuheit in der dentalen Implantologie.

Keramik ist nicht gleich Keramik: Woraus wird Ihr Implantat gefertigt, und wie gewährleisten Sie die 100-prozentige Metallfreiheit?

Holst: Das NobelPearl-Implantat wird aus gehippter ATZ-Keramik hergestellt. Nach der finalen Formgebung des Implantats findet keine Nachbearbeitung durch thermische Prozesse (Sintern) oder Ähnliches statt. So wird sichergestellt, dass eine hohe Präzision mit engen Toleranzen erreicht wird und es zu keiner weiteren Veränderung im Materialgefüge kommen kann, weil direkt aus dem harten Material gefertigt wird. Die einzigartige Innenverbindung sowie die Schraube kommen komplett ohne Metall aus. Das Verbindungsdesign basiert auf einem den Materialeigenschaften von Keramik angepassten technischen Konzept.

Wie ist die Oberflächenmorphologie des Implantats?

Holst: Die hydrophile Oberfläche wird geätzt und gestrahlt, ähnlich den Verfahren für Titanimplantate. So erreichen wir eine Mikro- und Makrorauhigkeit, welche eine gute Osseointegration ermöglicht.

Frakturgefahr, aseptische Lockerung, prothetische Einschränkungen – was sagen Sie den Skeptikern, die Keramik eher kritisch gegenüberstehen?

Holst: Es gibt zu allen Innovationen immer kritische Stimmen. Wir sind aber überzeugt, dass wir mit dem Fortschritt im Bereich der Materialen und Fertigungstechnik ein Produkt auf den Markt bringen, das in Bezug auf Handhabung und Anwendbarkeit auf einem sehr hohen Niveau ist. Mit dem NobelPearl sehe ich deshalb keine Probleme bezüglich Frakturgefahr oder Osseointegration. Die Oberfläche ist schon seit mehr als vier Jahren auf dem Markt und hat sehr gute Resultate gezeigt. Aber natürlich ist die Entwicklung noch nicht abgeschlossen, es geht eigentlich erst richtig los.

Die Industrie treibt die Entwicklung bei den Keramikimplantaten voran, die wissenschaftliche Bewertung ist da noch etwas hinterher. Wie ist das NobelPearl dokumentiert, und was ist noch geplant?

Holst: NobelPearl basiert auf einem Design, welches schon seit mehr als fünf Jahren auf dem Markt ist. Auch das Material wird von Dentalpoint schon in anderen Produkten verwendet. Basierend auf diesen Erfahrungen und den bisherigen Daten haben wir uns für das System entschieden. Wir starten noch in diesem Jahr Studien mit dem NobelPearl-Implantat, unter anderem eine Multicenter-Studie, um eine langfristige Kontrolle zu haben, wie das bei Nobel Biocare üblich ist.

Die Vielfalt auf dem Titansektor ist groß, angefangen von den Implantatdesigns bis hin zu den prothetischen Hilfsteilen. Da kann der Keramikbereich noch nicht mithalten. Sehen Sie das als Problem? Welche Features sind für Sie unverzichtbar?

Holst: Für uns war die reversible Verschraubbarkeit des Implantatsystems absolut zentral. Schon vor mehr als 25 Jahren hat sich dieses Konzept bei den Titanimplantaten durchgesetzt, da es eine sicherere Einheilung und mehr Flexibilität bietet. Jede Innovation benötigt eine Weile, bis sie das gleiche Level erreicht wie bestehende Technologie. Wir sind soweit, dass die Vorteile die Einschränkungen überwiegen, deshalb sehen wir nun den richtigen Zeitpunkt, um in den Markt für Keramikimplantate einzusteigen. Und selbstverständlich wird es auch zukünftige Weiterentwicklungen in diesem Bereich geben, um ein breites Indikationsspektrum abdecken zu können.

Bemängelt wird in der Zunft zum Teil, dass die Debatte Titan/Keramik hierzulande sehr emotional geführt wird beziehungsweise dass es eine ideologische Voreingenommenheit gibt. Wie sehen Sie das?

Holst: Ich denke, in diesem Bereich müssen wir uns genau von dieser Voreingenommenheit lösen, denn nur durch Innovation und einen offenen Umgang mit Ergebnissen können Weiterentwicklungen, die für den Patienten relevant sind, realisiert werden. Es ist wichtig, dass Diskussionen, gerne auch kritische, auf wissenschaftlichen und klinischen Daten basieren, und diese gilt es entweder zu hinterfragen oder zu generieren.

Was würden Sie dem Anwender mit auf den Weg geben?

Holst: Wie für alles Neue gilt es, den Bogen nicht zu überspannen, sondern an ausgewählten Indikationen zu lernen und mithilfe von Fortbildungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln, um dann mit dem System zu wachsen.

Quelle: DZW Orale Implantologie 3-2018 

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