Die Wende in der Implantat-Dekontamination

14. September 2018

Quelle: PIP 4/2018

Mit eine der aufsehenerregendsten Neuheiten an der mit über 10.000 Besuchern erfolgreichsten Fachveranstaltung des Jahres war an der Europerio in Amsterdam die Präsentation der Exklusivpartnerschaft des Schweizer Medizintechnikunternehmens GalvoSurge mit Nobel Biocare. Mit der gleichnamigen Technik eröffnet sich eine gänzlich neue Methode zur Dekontamination von Implantaten. pip sprach mit Priv.-Doz. Dr. Dr. Markus Schlee, der in seiner doppelten Rolle als Parodontologe und Spezialist in der dentalen Implantologie seit 2012 an der Entwicklung und klinischen Erprobung der neuartigen Technik maßgeblich beteiligt war.

Besuchen Sie unser Industrie Symposium an der EAO in Wien und erfahren Sie mehr über GalvoSurge®!

„The GalvoSurge® technology for implant care”, Dr. Markus Schlee

Freitag, 12. Oktober von 17.00-19.00, Raum Graz

Mehr Informationen finden Sie hier!

pip: Haben wir mit GalvoSurge endlich das Wundermittel gegen Periimplantitis?

Priv.-Doz. Dr. Dr. Markus Schlee.

Dr. Schlee: Die beste Periimplantitis bleibt jene, die gar nicht entsteht. Es gilt damit unverändert die Forderung nach einer engmaschigen Kontrolle und patientenspezifischen Recalls besonders bei parodontal vorbelasteten Patienten oder Fällen mit sichtlich eingeschränkter Mundhygiene, um bereits eine beginnende Mukositis zu kontrollieren. Allerdings besitzen wir mit GalvoSurge nun tatsächlich eine sehr vielversprechende und überzeugende Methode für jene Fälle, in denen wir die Implantate bisher verloren geben mussten oder uns auf einen eigentlich aussichtslosen und für den Patienten belastenden Kampf einließen.

 

pip: Wie ist die genaue Wirkungsweise und wo sehen Sie die Vorteile im Vergleich zu bisherigen Ansätzen?

Dr. Schlee: Bisher haben wir immer versucht, dem Biofilm auf Implantaten von außen ablativ zu Leibe zu rücken – sei es mit mechanischen oder chemischen Methoden. Alle diese Methoden entfernen den Biofilm ungenügend, sodass eine Re-Osseointegration allenfalls teilweise gelingt. Zudem werden durch die Invasivität dieser Methoden die Makro- und Mikrostrukturen der Implantate beeinträchtigt. Das verursacht im Zweifel mehr Schaden als Nutzen. GalvoSurge wirkt von innen nach außen direkt auf der Titanoberfläche unter dem Bifilm: Ionen, welche den Biofilm penetrieren, werden an der negativ geladenen Implantatoberfläche reduziert. Wasser wird hydrolytisch gespalten und atomarer Wasserstoff bildet sich direkt an der metallisch leitenden Implantatoberfläche. Die entstehenden Gasblasen heben auf diese Weise mechanisch den Biofilm ab und hinterlassen eine völlig reine und unveränderte Implantatoberfläche. Das Verfahren ist atraumatisch, für den Patienten schmerzfrei und nachhaltig wirkungsvoll.

pip: Mit welchen Instrumenten oder Materialien funktioniert GalvoSurge im Detail?

Dr. Schlee: Das System besteht aus einer Kontrolleinheit von etwa der Größe einer kleinen Chirurgie-Einheit, einem Schlauchsystem mit einem Implantatconnector, der Reinigungsflüssigkeit aus einer gepufferten Natriumformiatlösung und einem Einweg-Aufsteckschwämmchen. Damit bringen wir sowohl die Reinigungsloösung als auch die elektrische Spannung sanft aber direkt an das Implantat.

pip: Wie lange dauert dieser Reinigungsprozess?

Dr. Schlee: Auch das ein für die tägliche Praxis ganz wichtiger Aspekt, und mit zwei Minuten pro Implantat absolut vertretbar und praxis- ebenso wie patiententauglich.

pip: Ist der Effekt nachhaltig, also verändert die Hydrogenaktivierung auch eine kurzfristige Neubesiedelung mit Bakterien und Bildung erneuten Biofilms?

Dr. Schlee: Eine Kontaminierung einer nicht von Knochen bedeckten Implantatoberfläche beginnt unmittelbar nach dessen Insertion oder eben nach deren Reinigung. Langzeiterfolg kann also nur erzielt werden, wenn eine Re-Osseointegration erreicht werden kann. Der knöcherne Defekt muss also re-augmentiert werden. Damit sind auch schon die Limits dieser Technologie beschrieben –Defekte, die nicht augmentierbar sind, sind auch mit GalvoSurge langfristig schwer zu behandeln.

pip: Haben es die Nobel Biocare-Implantate besonders nötig oder wie entstand diese exklusive Kooperation?

Dr. Schlee: Der Biofilm und die Kontamination von Implantatoberflächen sind weder das singuläre Problem eines einzelnen Herstellers noch eine regional beschränkte Problematik, und daher wird GalvoSurge natürlich für alle gängigen Implantatsysteme anwendbar und auch verfügbar sein. Es wäre nachgerade ethisch unvertretbar, solch eine Technologie auf einen einzelnen Implantattyp oder das Portfolio eines Unternehmens zu reduzieren. Nobel Biocare als weltweit führendes Unternehmen sah sich aber immer schon in der Verpflichtung, über das eigene Produktportfolio hinaus die Entwicklung der dentalen Implan- tologie – und damit auch die Erhaltung von implantologischen Versorgungen – voranzubringen. Als global agierende Weltmarke bot sich das Unternehmen auch für eine so bahnbrechende Technologie daher als vorzüglicher Partner an, damit in Zukunft breite Patientenschichten und damit auch implantologisch tätige Zahnärzte von diesem wirklich großen Meilenstein in der Implantatprophylaxe profitieren können.

pip: Herzliches Danke für dieses Gespräch, Herr Dr. Schlee.

 

Quelle: PIP 4/2018

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